11.04.2024

Mehr Fernwärme für noch mehr Kundinnen und Kunden

Um das Zusammenspiel von Heizkraftwerk Nord (l.) und Müllverwertungsanlage (Mitte) weiter zu optimieren, planen die SWB ein Müllheizkraftwerk nach neuestem Stand der Technik am selben Standort. (Foto: Stadtwerke Bonn/Benjamin Westhoff)

Teil 3*: Es gibt unterschiedliche Überlegungen, die Fernwärme zu dekarbonisieren. Doch entscheidend für das Ziel der klimaneutralen Wärmeversorgung in Bonn ist das optimale Zusammenspiel von Heizkraftwerk (HKW) Nord und Müllverwertungsanlage (MVA).

„Wir wollen den Standort der MVA modernisieren und hierfür die alte Müllverwertungsanlage durch ein neues und effizientes Müllheizkraftwerk (MHKW) nach neustem Stand der Technik am selben Standort ersetzen“, sagt SWB-Konzernchef Olaf Hermes, der zugleich auch Geschäftsführer von SWB Energie und Wasser ist. 

Klimaneutrale Produktion

So kann mit der bei der Müllverbrennung entstehenden unvermeidbaren Abwärme in Kombination mit einer CO2-Abscheidung zu 100 Prozent klimaneutraler Strom und Fernwärme produziert werden. „Mit der Leistung des modernen MHKW und weiteren Energieerzeugungsanlagen wollen wir die Lücke schließen, die bisher zur vollständigen CO2-neutralen Fernwärmeproduktion der Stadtwerke Bonn fehlt“, betont Marco Westphal, Mit-Geschäftsführer von SWB Energie und Wasser.

Das Ziel: Eine möglichst emissionsfreie Verbrennung

Die bestehende MVA ist darauf ausgerichtet, den anfallenden Müll möglichst emissionsfrei zu verbrennen. Der Wirkungsgrad entspricht jedoch nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik. Ein neues MHKW würde neben einer weiterhin möglichst emissionsfreien Verbrennung auch aufgrund der Verdopplung des Wirkungsgrades viel mehr Wärme und Strom aus dem Mülldampf erzeugen. Damit kann es einen wesentlichen Beitrag leisten, um die Zielvorgabe einer „Grünen Bonner Fernwärme“ bis 2035 zu erreichen.

Schon jetzt gibt es 2800 Lieferstellen für Fernwärme

Aktuell hat SWB Energie und Wasser circa 2800 Lieferstellen für Fernwärme. Darunter sind viele Gewerbekundinnen und -kunden sowie staatliche Einrichtungen. Aber auch klassische Hochhäuser und Mehrfamilienhäuser profitieren bereits von dem klimafreundlichen System. „Hinsichtlich der Kundenzahl steckt hinter einem Anschluss nicht selten der Faktor zehn“, erklärt Thorsten Ellmann, Fachbereichsleiter Fern- und Nahwärme bei SWB Energie und Wasser. 

Bei der Wärmewende und vor dem Hintergrund der Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) ist für viele Gebäudeeigentümer die Fernwärme eine attraktive – teils sogar auch fast die einzige – Option, um die 65-Prozent-Erneuerbare-Energien-Vorgabe zu erfüllen. 

Wie zu Beginn der Serie schon erläutert, müssen Heizungen in Neubauten bereits seit Anfang des Jahres mit mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie betrieben werden. Für Bestandsbauten greift die Pflicht mit Vorliegen der kommunalen Wärmeplanung. Genauere Informationen zu den Regelungen des GEG gibt es in den FAQ auf der Internetseite von SWB Energie und Wasser.

Zahl der Kundinnen und Kunden wird sich mehr als verdoppeln

„Schon vor Inkrafttreten des GEG haben wir ein großes Interesse von Eigenheimbesitzenden, der Wohnungswirtschaft, Unternehmen und Institutionen an einem Fernwärmeanschluss festgestellt“, sagt Fernwärme-Experte Thorsten Ellmann. Das Interesse werde in den kommenden Monaten und Jahren sicherlich weiter zunehmen. „Daher werden wir unser Angebot erweitern und immer mehr Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümern – egal ob privat, gewerblich oder institutionell – diese Art der Wärmeversorgung ermöglichen. Ziel ist es, die Fernwärmekunden mindestens zu verdoppeln“, so Ellmann. 

Perspektivisch 10 Kilometer Netzbau pro Jahr

Dies bedeutet automatisch, dass das bestehende Netz erheblich ausgebaut werden muss. „Wir verdichten zukünftig nicht nur, sondern haben uns das Ziel gesetzt, das Fernwärmenetz zu verdoppeln, von aktuell circa 125 Kilometer auf dann rund 250 Kilometer“, führt BonnNetz-Geschäftsführer Urs Reitis aus.

Dafür müssen wir das Tempo beim Netzausbau sukzessive steigern. Derzeit verlegen wir im Schnitt etwa drei Kilometer Fernwärmenetz pro Jahr. Perspektivisch sollen es zehn Kilometer jährlich werden. „Dies ist eine große Herausforderung, aber wir sind optimistisch, dass wir diese Aufgabe mit einem tollen Team und in enger Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Dienstleistern gestemmt bekommen“, so Urs Reitis. (ph/se)

* Teil 4 der fünfteiligen Mini-Serie zur Rolle der Bonner Fernwärme für die Klimawende gibt es am 25. April.  

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