07.12.2023

MVA Bonn wird neu ausgerichtet

Die MVA soll als Müllheizkraftwerk in nächster Nähe zum aktuellen Standort neu gebaut werden. (Foto: Benjamin Westhoff)

Die Bonner Müllverwertungsanlage wird zukunftsfest gemacht. Mit Blick auf das Wärmeplanungsgesetz und das Gebäudeenergiegesetz soll der Standort modernisiert und hierbei die Anlage als Müllheizkraftwerk am selben Standort neu errichtet werden. Ziel ist es, mit der dort entstehenden unvermeidbaren Abwärme in Kombination mit einer CO2-Abscheidung zu 100 Prozent Strom und Fernwärme auf regenerativer Basis klimaneutral zu produzieren. Mit der Leistung des modernen MHKWs und weiteren Energieerzeugungsanlagen soll die Lücke geschlossen werden, die bisher zur vollständigen CO2-neutralen Fernwärmeproduktion der Stadtwerke Bonn fehlt.

„Die Neuausrichtung trägt zur Sicherheit der Energieautarkie bei, denn mit modernster Anlagentechnologie können wir, ohne höheren Mülldurchsatz, mehr Strom und Fernwärme in Bonn für Bonn erzeugen und damit die Abhängigkeit von fossilen Brennträgern reduzieren. Außerdem wird so die Zeit überbückt, bis unser Heizkraftwerk möglicherweise an das Wasserstoff-Kernnetz angeschlossen wird“, ordnet SWB-Chef Olaf Hermes die Pläne ein.

An dieses Ziel gekoppelt ist die Verdopplung des Bonner Fernwärmenetzes von aktuell 125 auf zukünftig rund 250 Kilometer sowie 1000 Kilometer zusätzliche Stromleitungen, die in den kommenden Jahren entstehen sollen. Allein dafür liegen die Kosten voraussichtlich bei 700 Millionen Euro für den Leitungsbau Fernwärme, 600 Millionen Euro planen die Stadtwerke für den Ausbau des Stromnetzes ein. Auch im Fall des Neubaus der Müllverwertungsanlage muss ein dreistelliger Millionenbetrag veranschlagt werden.

Das kann die neue MVA

Der Neubau soll über eine moderne, hoch effiziente Rauchgasreinigung sowie einer neuen Kesseltechnologie verfügen, die einen bis zu 90 Prozent höheren Energieoutput bei gleichem Brennstoffinput erbringt. Zudem ist geplant, eine neue Turbine einzubauen. Die Kombinationen eines modernen Kessels mit einer effizienten Turbine sorgt dafür, dass Strom und Fernwärme maximal effizient erzeugt werden.

Ziel ist es einerseits Entsorgungssicherheit und niedrige Emissionen zu garantieren. Andererseits braucht die Klimawende auch eine Kreislaufwirtschaft, in der nur noch Abfälle entstehen, die unvermeidbar sind. Bei sinkendem Müllaufkommen soll flexibel Energie produziert werden. Dies wird durch einen höheren Wirkungsgrad der neuen Kesselanlage erreicht, zudem sollen dort alternative erneuerbare Brennstoffe eingesetzt werden

Das künftige MHKW wird außerdem über eine Anschlussmöglichkeit für eine Abfallvorsortierung verfügen. Mit dem Abscheiden von Kohlenstoffdioxid als Grundlage für die Umsetzung neuer Technologien wie Carbon Capture & Utilization oder Storage (CCU/CCS) soll die Anlage klimaneutral werden. Diese neuen Technologien können in der Bestandsanlage nicht umgesetzt werden.

Neubau am alten Standort

Der Neubau wird am selben Standort in unmittelbarer Nähe zur Altanlage entstehen, sodass die Auflagen des Bundes-Imissionsschutzgesetzes eingehalten werden. Das neue Müllheizkraftwerk soll auch zukünftige rechtliche Rahmenbedingungen ohne weitere Umbaumaßnahmen erfüllen. Nach der Inbetriebnahme der Neuanlage wird die jetzige Anlage zurückgebaut.

Dass ein Neubau den Altbau ablöst ist sowohl technisch, als auch vom Ablauf her geboten, da die Anlage nicht über längere Zeit stillstehen kann ohne eine Entsorgungs- und andererseits Energieversorgungssicherheit zu bieten. Eine Modernisierung im laufenden Betrieb ist risikoreicher, kostenintensiver und auch technisch nur sehr schwer zu realisieren.

Gleisanschluss statt LKW-Verkehr

„Synergien für Strom- und Wärmespeicher für die Energieerzeugung am HKW und an der MVA sind ausschließlich an diesem Standort ideal gegeben. Vor Ort könnten Kapazitäten für einen Elektrolyseur auf Basis von orangenem Wasserstoff, der bei der Müllverwertung entsteht, vorgehalten werden. Von Vorteil ist zudem der am neuen Platz vorhandenen Gleisanschluss, der den LKW-Verkehr für Transport von Abfällen, Schlacke, abgeschiedenem CO2 und Wasserstoff massiv reduzieren würde“, so Hermes.

Synergien für das Innovationsdreieck

Die Neuausrichtung der MVA im Verbund mit dem HKW Nord passt nach Auffassung der Projektentwicklungsgesellschaft Quartier.BonnWest hervorragend in die Planungen zur städtebaulichen Entwicklung entlang der Immenburgstrasse. Aus Sicht von Investoren spricht alles für die Neuausrichtung der MVA im hinteren Bereich des zur Verfügung stehenden Areals. Die modernisierte MVA hätte ihren höchsten Punkt abgewandt von den Bürostandorten.

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