27.02.2024

1. Bonner Energiegipfel erweist sich als Ideenschmiede

Die Energiewende in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis ist ein Mammutprojekt. Dafür müssen Kommunen, Handwerk und auch die Bürgerschaft an einem Strang ziehen. Deshalb trafen sich am Mittwoch, 21. Februar, Vertreter von Handwerk, Innungen, Energiewirtschaft und Energieversorger beim 1. SWB-Energiegipfel für Bonn und die Region im Haus der Netze zum Austausch.

Die Energiewende hat zwar längst begonnen, dennoch muss in den kommenden Monaten und Jahren viel passieren, damit sie vollends glückt. Eine Vielzahl an Strom- und Fernwärmeleitungen sowie Photovoltaikanlagen müssen gebaut werden. Dabei kommt es vor allem auf die Zusammenarbeit aller an. „Wir können als Stadtwerke nicht alles selbst verbuddeln und montieren”, erklärte Olaf Hermes, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke Bonn. Gleichwohl sagte er vor mehr als 180 Gästen: „Wir sind als regionaler Energieversorger gefragt – wir werden massiv in die Erzeugung und in unsere Netze investieren“. Am liebsten wäre ihm, wenn die Bonner Dächer alle blau wären – also mit Photovoltaik-Anlagen bestückt. Bis es soweit ist, dauert es aber noch. 

Austausch zwischen Energieversorger, Handwerk und Kammern

Beim ersten Bonner Energiegipfel stand der konstruktive Austausch zwischen dem Handwerk und seinen Kammern im Vordergrund. In verschiedenen Diskussionsforen und vier Panels zu unterschiedlichen Themen kamen die Gäste miteinander ins Gespräch. Die Podiumsdiskussionen „Chancen und Herausforderungen auf dem Weg zu Klimaneutralität“ und „Herausforderungen für die Wirtschaft“ wurden von Volker Groß, Chefredakteur von Radio Bonn/Rhein-Sieg, moderiert. Sie waren unter anderem mit Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln, Stefan Hagen, Präsident der IHK/Bonn-Rhein-Sieg, Professorin Tanja Clees von der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg oder auch Kreishandwerkermeister Thomas Radermacher prominent besetzt.

Mehr als 180 Gäste kamen zum 1. Energiegipfel. (Foto: SWB/Martin Magunia)
Oberbürgermeisterin Katja Dörner lobte die Stadtwerke. (Foto: SWB/Martin Magunia)

Wärmeplanung von besonderer Bedeutung

Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner bezeichnete die Stadtwerke Bonn als einen wichtigen Partner auf dem Weg zur Klimaneutralität bis zum Jahr 2035. „Angesichts der Klimakrise können wir nicht ambitioniert genug sein“, so Dörner. Die Stadtwerke hätten sich bereits „ambitionierte Ziele“ gesetzt. Wichtig sei dabei die Kommunikation – denn diese sei der Schlüssel für den Erfolg. Gerade erst hat die Stadt Bonn die SWB-Tochter BonnNetz mit der Wärmeplanung für die Bundesstadt beauftragt. „Die Wärmeplanung ist von besonderer Bedeutung“, so Oberbürgermeisterin Dörner.

Rhein-Sieg-Kreis Landrat Sebastian Schuster mahnte: Eine kreisfreie Stadt habe andere Voraussetzungen als ein Landkreis. Im Rhein-Sieg-Kreis seien beispielsweise gleich mehrere Energieversorger aktiv, kleinere Gemeinden würden nicht in eine Wärmeplanung investieren. Daher sei man gut beraten, wenn man die Herausforderungen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachte – am besten aber gemeinsam mit der Stadt Bonn und da wo es geht auch mit den aktiven Energieversorgern. 

Oliver Wagner vom Wuppertal Institut erklärte, dass der Nachhaltigkeitsgedanke nicht der einzige positive Effekt bei der Energiewende sei. „Wir brauchen Energiesicherheit und müssen uns auch deshalb aus den Fängen der fossilen Energiewirtschaft befreien”, so der Experte.
 

Kompetenzen bündeln, um Fachkräfte zu finden

Gut ausgebildete Fachkräfte sind auch in der Energiewirtschaft rar. Neben einer Reform der Ausbildungsberufe brauche es dafür mehr Initiative aus dem Handwerk und aus den Unternehmen heraus, wie Jürgen Hindenberg, Geschäftsführer Berufsbildung und Fachkräftesicherung der IHK Bonn/Rhein-Sieg, erklärte. Die Lösung bezeichnete er als „Beutegemeinschaft“. Unternehmen schließen sich zusammen, um gemeinsam Nachwuchs anzuwerben. In einigen Bereichen, vor allem in den sogenannten MINT-Fächern (zusammenfassende Bezeichnung von Unterrichts- und Studienfächern beziehungsweise Berufen aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) solle man schon in den Grundschulen anfangen. „Im Rhein-Sieg-Kreis und in Bonn haben wir keinen einzigen Ausbildungsbotschafter, der über Energiethemen informiert“, so Hindenberg. Dabei habe man eine „riesige Fachkräftelücke“.

Nur mehr Personal reiche allerdings nicht. Komplizierte Verfahren für Genehmigungen und Ausschreibungen würden die Energiewende abbremsen. Das Problem sah auch Silke Krebs, NRW-Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz und Energie.  „Die Verwaltung muss lernen, mit Annäherungen und pauschalen Lösungen umzugehen”, so Krebs.
 

Die Teilnehmenden tauschten sich in verschiedenen Panels aus. (Foto:SWB/Martin Magunia)
Im Anschluss des Gipfels stand der Austausch im Mittelpunkt. (Foto:SWB/Martin Magunia)

Kleingruppen erarbeiten nun Maßnahmenpakete

Die vier Panels, bei denen die Gäste sich in kleineren Runden austauschen konnten, widmeten sich dem Umgang mit den Gesetzeslagen, dem Wärmeatlas und der kommunalen Wärmeplanung, dem Fachkräftemangel, der Elektrifizierung und der Mobilitätswende sowie dem Genehmigungs- und Bürokratieabbau. Die Ergebnisse daraus wurden auf dem Podium später dem Publikum vorgestellt.

Doch nun geht die Arbeit erst richtig los, so SWB-Chef Olaf Hermes bei seinem Abschlusswort. „Wir müssen die Umsetzung im Fokus haben“, erklärte er. Man dürfe jetzt keine Zeit verlieren. In kleineren Gruppen sollen nun mit gezielteren Fragestellungen Maßnahmenpakete geschnürt werden. Nach der Sommerpause wird ein zweiter Energiegipfel stattfinden. (mm/lr)

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