Am 1. November wechseln Pferde- und Dampfbahn den Besitzer und gehen für die stolze Summe von 3,1 Millionen Goldmark in städtische Hand über.
Seit der technische Fortschritt mit der Jungfernfahrt der ersten „Elektrischen“ im Mai 1902 in Bonn Einzug hielt, hatten die Stadtväter überlegt, auch die beiden bislang privaten Bahngesellschaften, die Pferde- und die Dampfbahn, in das städtische Verkehrsunternehmen einzubeziehen. Ihre anfängliche Skepsis, selbst als Regisseur die Verantwortung zu übernehmen, war gewichen. Noch bei den Plänen zum Betrieb einer innerstädtischen Pferdebahn schien den Stadtverordneten das finanzielle Risiko zu groß. Sie legten das Bahnunternehmen lieber in die Hände eines privaten Betreibers.
Zu der inzwischen gewandelten Einstellung der Stadträte hatte nicht zuletzt Oberbürgermeister Wilhelm Spiritus beigetragen, der Ende Juli 1891 die Stadtgeschäfte übernahm. Der neue Amtsträger unterstützt das städtische Engagement bei einem Verkehrsbetrieb wie der elektrischen Bahn Bonn-Beuel. Schließlich gewinnt die Stadt dadurch auch die Kontrolle über den Ausbau der Verkehrswege.
Spätestens die Eingemeindung der zuvor selbstständigen Orte Poppelsdorf, Kessenich, Endenich und Dottendorf im Juni 1904 führt den Bonner Entscheidungsträgern die Bedeutung des öffentlichen Nahverkehrs für die Stadt noch einmal vor Augen. Die Zahl der Einwohner steigt mit einem Schlag von rund 56.000 auf über 78.000. Wichtiger denn je ist somit ein innerstädtisches Nahverkehrsmittel wie die Pferdebahn, welche die vergrößerte Stadt mit ihren neuen Vororten verbindet. Zudem macht der lebhafte Personenverkehr auf den Pferde- und Dampfbahnstrecken die beiden Unternehmen äußerst lukrativ für den Bonner Stadtsäckel.
Die Entscheidung ist damit gefallen: „Päädsbahn“ und Trambahn gehen in städtische Regie über.
Da sich die „Elektrische“ in den Augen der Bonner Stadtverordneten bestens bewährt hat, beschließen sie, die „Päädsbahn“ in eine elektrische Bahn umzuwandeln.
Alle Pferdebahnstrecken werden bis 1909 auf Strombetrieb umgestellt. Die Dampfbahn wird ebenfalls elektrifiziert und unter dem Namen „Straßenbahn Bonn-Godesberg-Mehlem“ (BGM) gemeinsam von der Stadt Bonn und der Bürgermeisterei Godesberg weiterbetrieben. (Text: Tanja Kuhl, Foto: Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn)
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